Buchbesprechungen
Wir veröffentlichen regelmäßig Rezensionen von Büchern und anderen Veröffentlichungen der Weinkultur und Weingeschichte. Wenn Sie Anregungen für Besprechungen haben, wenden Sie sich gerne an uns!
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Bärbel Ranseder:
Heil- und Kräuterweine. Gesundes für die Seele.
Leopold Stocker Verlag, Graz 2013. 152 Seiten.
ISBN 978-3-7020-1398-1. EUR 19,90
Die Autorin dieses Buches und Fachfrau für Gartenbau hat es sich zur Aufgabe gemacht, wieder an früheres, zum großen Teil in Vergessenheit geratenes Wissen anzuknüpfen und die Möglichkeiten der Zubereitung und Verwendung von Heil- und Kräuterweinen aufzuzeigen.
Auch wenn sie die Heil- und Kräuterweine vornehmlich unter dem Gesichtspunkt des Genusses und mit Blick auf die Tauglichkeit als Aperitif oder als Digestif ausgewählt und beschrieben hat, so fehlt nicht der Hinweis auf deren Heilwirkungen, wie sie bereits von der heiligen Hildegard von Bingen beschrieben oder aus der Heilkunst der Kelten überliefert worden sind.
In diesem Praxisbuch wird auch anschaulich dargelegt, wie man vorher richtig Kräuter sammelt und mit welchem Wein man sie am besten ansetzt. Es wird beschrieben, welche Teile der jeweiligen Kräuter verwendet und zu welcher Jahreszeit sie am besten geerntet werden.
Ergänzt wird der Band um einfach zubereitete Rezepte und Empfehlungen, damit die Kräuterweine nicht nur bei dem einen oder anderen Leiden zur Anwendung gelangen, sondern auch als Essensbegleiter ihren vollen Geschmack entfalten können.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 3/2013
Christian Naser:
Das vergessene Schloß – Balthasar Neumanns Weinhändlerpalais in Zell.
Verlag Könighausen und Neumann, Würzburg 2013. 200 Seiten. ISBN 978-3-8260-5297-2. EUR 19,80
Die Gemeinde Zell am Main blickt auf eine beeindruckende Vergangenheit zurück. Bedeutende Marksteine in der Geschichte der Stadt waren 1128 Gründung und Bau des Zisterzienserklosters mit Kirche, aber auch Anfang des 17. Jahrhunderts die Barockisierung des Klosters Unterzell. Die größten baulichen Maßnahmen fanden jedoch im 18. Jahrhundert, einer Zeit großen Wohlstandes statt, wobei bei vielen Bauten unzweideutig die Handschrift Balthasar Neumanns zu erkennen ist. Diese Zeit ist von einer regen Bautätigkeit der dort ansässigen reichen Weinhändler geprägt.
Breiten Raum widmet der Autor der Weinhandelstätigkeit der Zeller Weinhändler, die den Handel mit deutschem Wein in Frankfurt und Würzburg fast in alleiniger Regie im 17. und 18. Jahrhundert bestritten. Zell war zu dieser Zeit zu einem wichtigen Handelsplatz für Wein geworden, wenn auch viele Händler ihren Firmensitz nach Frankfurt und Würzburg verlegten. Durch geschickte Heiratspolitik wussten die Zeller Weinhändler ihren Einflussbereich beständig auszuweiten und die Handelstätigkeit auf weitere Güter auszudehnen.
1741 wird mit dem Verkauf eines Grundstücks durch das Kloster Oberzell an den Weinhändler Andreas Wiesen der Grundstein für den Bau des Zeller Palais gelegt, das kein geringerer als Balthasar Neumann geplant und gebaut hat. Leider erinnert heute nur noch wenig an das herausragende Architekturbeispiel von damals.
Mit großer Präzision und in einer einmaligen Ausführlichkeit beschreibt Naser die einzelnen Bauteile der Gesamtanlage, wobei die Kelleranlagen, das „unterirdische Schloss“ einen besonderen Platz einnehmen.
Viele weitere Weinhändler-Prachtbauten, die ausführlich beschrieben werden, und bei denen ein Vergleich zum Zeller Palais hergestellt wird, runden die Darstellung der großartigen Schaffenszeit Balthasar Neumanns in Zell ab.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 2/2014
Stefan Krimm; Dieter Weber:
Weinreise durch Franken: Die führenden Weingüter.
Spurbuchverlag, Baunach 2013. 240 Seiten.
ISBN 978-3-88778-390-7. EUR 24,-
Die beiden Autoren, die Weinbau und Weinkultur Frankens wie ihre Westentasche kennen, haben in diesem Buch die rasante Entwicklung des fränkischen Weinbaus dargestellt.
Im Zuge des Generationenwechsels übernahmen in den beiden letzten Jahrzehnten sehr gut ausgebildete und viele mit Auslandserfahrung versehene Jungwinzerinnen und -winzer das Zepter in den Weingütern und brachten neuen Schub in die Qualitätsausrichtung des fränkischen Weinbaus. Sie experimentierten viel und trugen so wesentlich zur Renaissance der traditionellen Rebsorten Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau bei. Viele Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Wettbewerben sind Zeuge dieser sehr positiven Entwicklung.
Das Buch skizziert einführend die geologischen, geographischen und klimatischen Gegebenheiten Weinfrankens in knapper Form. Ebenfalls werden kurze Informationen über Geschichte, wirtschaftliche Bedeutung sowie die „Motoren“, die führenden Persönlichkeiten, des zu beobachtenden Qualitätsschubs aufgeführt.
Große und langjährige Erfahrungen der Autoren waren notwendig, um sehr zielsicher die 50 führenden Weingüter auszuwählen und sehr präzise ihre Stärken vorzustellen.
Allen Etappen der Weinreise sind – in Wort und Bild – Angaben zu den Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten zugeordnet, die rund um den Winzerbesuch einen Abstecher lohnen oder zu Spaziergängen und Wanderungen einladen.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 3/2013
Helmut König, Heinz Decker:
Kulturgut Rebe und Wein.
Springer Spektrum Verlag, Berlin, Heidelberg 2013. 295 Seiten.
ISBN 978-3-8274-2886-8. EUR 24,99
Der an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz bestehende interdisziplinäre Arbeitskreis „Rebe und Wein“ bietet bereits mehrere Jahre im Sommersemester die Vorlesung „Weinwissenschaft an der Johannes Guten - berg-Universität“ an. Dabei werden Themen aus den an der Universität bearbeiteten Bereichen Mikrobiologie, Biophysik, Genetik, Chemie, Medizin, Literaturgeschichte, Religion, Pharmakologie, Psychologie, Sprachwissenschaften und Recht sowie Wirtschaft behandelt. Wenige Forscher und Referenten aus anderen Forschungseinrichtungen und Institutionen ergänzen den Themenbereich.
Erstmals ist es gelungen, diese vorgetragenen, umfangreichen Forschungsergebnisse und Erkenntnisse in einem Buch zusammenzufassen und so einem größeren Interessentenkreis zugänglich zu machen. Die 25 Kapitel dieses Buches stellen die Bausteine dar, die sich zu einem beachtenswerten Mosaik über Rebe und Wein zusammenfügen lassen. Die Zeiteinheit einer Vorlesung bestimmt auch vielfach den Umfang einer Abhandlung, was für manche Themen sehr begrenzend wirkt.
In sechs Kapiteln wird die Themenvielfalt abgebildet: Geschichte, Weinbau, Önologie, Weininhaltsstoffe und Sensorik, Gesundheit, Weinwirtschaft und Recht.
Die Themen der Geschichte der Traubenproduktion, der Weinbereitung sowie der Weinkulturen reichen zurück bis zu deren Ursprung ins 4. bis 6. Jahrtausend vor Christus, bis zur Wiege der Weinkultur im fruchtbaren Land zwischen dem Großen und Kleinen Kaukasus. Peter Kupfer berichtet von den archäologischen Funden in Georgien und den Weinkulturen an der zentralen Seidenstraße sowie der Fermentationskultur im alten China.
Michael Matheus umreißt die Zeugnisse der Weinkultur in Rom, angefangen von der frühen Siedlungsgeschichte (8. Jahrhundert v. Chr.) und der Antike bis zur Konstantinischen Wende.
Fritz Schumann spannt den Bogen von der Wildrebe, die sich nach der Eiszeit im Mittelmeerraum entwickeln konnte, bis hin zum Riesling. Er zeigt Meilensteine auf dem Weg zu unserem heutigen Wein auf.
Wolfgang Zwickel greift das Thema Wein und Bibel auf, schildert Geschichten um den Wein in der Bibel, die Darstellung der positiven und negativen Seiten des Weingenusses in der Bibel sowie die Entwicklung des Weinanbaus und die Herstellung des Weines in Palästina.
Im Kapitel „Weinbau“ werden aktuellere Themen aufgegriffen. Die verschiedenen Autoren widmen sich den Fragen der Rebe als Kulturpflanze, dem Genom der Rebe, den Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Weinbau, der Bedeutung des Terroirs für den Wein, dem speziellen Weinbaugebiet Rheinhessen und dem Weinbau global.
Neben grundsätzlichen Themen wie „Umwandlung von Most in Wein durch Hefen“ und der Bedeutung von Milchsäurebakterien in der Weinbereitung, befasst sich eine Abhandlung im Kapitel „Önologie“ mit der Weinbereitung gestern und heute, wobei hier insbesondere die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in den Blick genommen wird.
Wenn auch das folgende Kapitel einen sehr theoretischen Titel „Wein - inhaltsstoffe und Sensorik“ trägt, so wird hier ganz besonders der Weinkonsument angesprochen. Ihm wird das Vokabular des Weingenusses vorgestellt, aber auch der Frage nachgegangen, wie Wein schmeckt, welche Sinne beim Weintrinken mobilisiert werden; es wird hier das Weinaroma multisensorisch betrachtet und durch Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie abrundend erklärt. Eine Betrachtung des bedeutsamen Themas „Spurenelemente in Trauben und Wein“ rundet dieses Kapitel ab.
Ein immer aktuelles Thema „Wein und Gesundheit“ wird nachfolgend aufgegriffen. In drei Beiträgen werden durchaus kritische Fragen behandelt, wie „Proteine im Wein als potenzielle Allergene“, „Resveratrol und Gesundheit“ sowie „Biogene Amine und gesundheitliche Aspekte“. Für den Konsumenten und Weinliebhaber interessantere Themen wie „Weingenuss und Gesundheit“ sowie die Frage nach dem „Weinkonsum im Rentenalter“ durften nicht fehlen.
Im Kapitel „Weinwirtschaft“ werden von Otto Schätzel die nationalen und internationalen Märkte und Teilmärkte beleuchtet. Steffen Schindler beschreibt die Marketinginstrumente für deutsche Weine und Elke Höllein hat sich des Themas „Die Weinhauptstadt Deutschlands – Netzwerk Great Wine Capitals“ angenommen.
Eine detaillierte Darstellung des deutschen Weinrechts mit Exkurs zum europäischen von Hans H. Hieronimi rundet die Themenvielfalt des Buches ab.
Insgesamt ist das mit interessanten und erstmals dargestellten Abbildungen bestückte Buch sehr zu empfehlen, da es in relativ kurzen Beiträgen die einzelnen Themen in sehr verständlicher Form darstellt.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 2/2013
Dankward Heinrich, Karsten Keune:
Kreuzritter, Mönche und der letzte Seligmacher - Die Weinbaugeschichte Rheinbreitbachs.
Heimatverein Rheinbreitbach e.V. 2013. 144 Seiten. ISBN 978-3-934676-27-8
Bezugsquellen beim Heimatverein Rheinbreitbach e.V.
Während der Kupferbergbau in Rheinbreitbach in der Vergangenheit umfassend erforscht und in Veröffentlichungen dokumentiert worden ist, blieb das zweite historische Standbein, der Weinbau in all seinen Facetten, unbearbeitet. Die Autoren haben sich dieser Thematik angenommen und in der vorliegenden Schrift die vielfältigen Forschungsergebnisse zusammengetragen. Überwiegend Klöster und Bonner Kirchen waren neben wenigen selbständigen Winzern die Eigentümer der Weinberge vor dem 19. Jahrhundert bis zur Säkularisation. Erste Klosterweingärten bestanden schon im 12. Jahrhundert, wie aus einer Schenkungsurkunde von Erzbischof Arnold I. von Köln aus dem Jahre 1143 hervorgeht, in der die Schenkung eines Hofes mit Weinbergen dokumentiert wird. Präzise werden die Weinbergsparzellen aufgelistet und den einzelnen Klöstern zugeordnet.
Im zweiten Teil wird der Weinbau in Rheinbreitbach nach 1800 dargestellt. Um die Jahrhundertwende war die Weinwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 1809 waren laut Verzeichnis von 225 berufstätigen Einwohnern 153 Winzer. Krankheiten und Schädlinge sowie die Industrialisierung ließen den Weinbau immer mehr zurücktreten, bis 1975 der letzte Winzer sein Weingut aufließ. In dem Artikel werden nicht nur die einzelnen Winzer und Weingüter, die viele Jahrzehnte lang Weinbau betrieben haben, mit all ihren Rebflächen und Weinlagen dargestellt, sondern auch historische Handwerkskunst beschrieben, wie Küfer und Fassbinder, Schröter und Weinhändler sowie Besonderheiten der Rheinbreitbacher Weine. In aller Breite wird auch der Niedergang des Weinbaus in Rheinbreitbach chronologisch erfasst.
Die vor allem mit historischen Aufnahmen reich bebilderte Schrift schließt eine Lücke in der Historie der Stadt Rheinbreitbach.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung 1/2014