Buchbesprechungen
Wir veröffentlichen regelmäßig Rezensionen von Büchern und anderen Veröffentlichungen der Weinkultur und Weingeschichte. Wenn Sie Anregungen für Besprechungen haben, wenden Sie sich gerne an uns!
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Matthias Dietz-Lenssen:
Rheinhessen – Spielball der Geschichte.
Die Entwicklung einer einzigartigen Wein- und Kulturlandschaft.
Agentur & Verlag Bonewitz, Bodenheim, 2. Auflage 2015. 320 Seiten.
ISBN 978-3-9816416-2-2. EUR 19,90
Das Jubiläumsjahr 2016, in dem „200 Jahre Rheinhessen“ gefeiert wurde, war auch Anlass für dieses von einem Rheinhessen und Kenner der Geschichte der Region, von Matthias Dietz-Lenssen, verfasste Buch.
Die linksrheinischen Gebiete um Mainz, Alzey und Worms, die bisher fast zwei Jahrzehnte zu Frankreich gehörten, wurden auf dem Wiener Kongress am 8. Juli 1816 Großherzog Ludewig I. „von Hessen und bei Rhein“ zugesprochen. Damit wurde eine neue Region aus der Taufe gehoben, in der im Vergleich zum rechtsrheinischen Hoheitsgebiet weiterhin der Code Civil galt. Dies war als Auflage dem Großherzog mit auf den Weg gegeben worden, diese Rechte nicht anzutasten.
200 Jahre nach der Zuteilung ist Rheinhessen eine bedeutende Region, die mit der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz am 30. August 1946 diesem Bundesland zugeordnet wurde. Der Autor hat sich in dem vorliegenden Buch auf die Suche nach den Wurzeln Rheinhessens begeben und eine spannende, abwechslungsreiche und bildstarke Zeitreise in die Vergangenheit vorgelegt.
Nach einem ausführlichen geschichtlichen Rückblick, der bis in die Ur- und Frühgeschichte reicht, unternimmt Dietz-Lenssen sehr lebendig und kurzweilig einen liebevollen, aber auch kenntnisreichen Blick auf die heutigen rheinhessischen Städte und Dörfer. Dabei verweist er schon in der Einleitung darauf, dass die Auswahl der Themen und ihre Darstellung sowie der Städte und Gemeinden letztendlich subjektiv erfolgte und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Ein Buch über Rheinhessen, das den Weinbau und die Weinkultur übergehen würde, würde der Region nicht gerecht; Weinbau und Weinwirtschaft sind ein gewichtiger Wirtschaftszweig dieses Landstrichs, ja Rheinhessen ist das größte aller deutschen Anbaugebiete. So kann dieser Aspekt nicht fehlen; er wird in dem Kapitel „Vom wilden Wein zur Selection – Zur Geschichte des Weinbaus in Rheinhessen“ abgehandelt.
Da Wein und Kulinarik untrennbar zusammengehören, hat sich der Restaurantkritiker Michael Bonewitz in einem Essay mit dem kulinarischen Rheinhessen unter der Überschrift „Tafelspitz trifft Leberwurststrudel – Wein und Essen zwischen Straußwirtschaft und Sterneküche“ befasst. Abgerundet wird das Buch durch zahlreiche historische Aufnahmen und aktuelle Fotos, die dazu einladen, die rheinhessischen Wurzeln und das Entstehen einer modernen Region nachzuvollziehen.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 2/2017
Heinz Decker, Helmut König, Wolfgang Zwickel:
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. Aspekte des Kulturguts Wein.
Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz 2015. 272 Seiten mit zahlreichen Abb.
ISBN 978-3-945751-12-1. EUR 24,90
Weinbibliographie [Schoene3] Nr. 32947
Der an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz bestehende interdisziplinäre Arbeitskreis „Rebe und Wein“ bietet bereits mehrere Jahre im Sommersemester die Vorlesung „Weinwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität“ an. Dabei werden Themen aus den an der Universität bearbeiteten Bereichen behandelt. In Fortsetzung des 2013 erschienenen Buches als Zusammenfassung einiger Vorträge werden auch hier wieder hochinteressante Beiträge veröffentlicht; der Bogen ist sehr weit gespannt.
Der erste Themenkreis umfasst Beiträge zur Kulturgeschichte und Religion. Die Kulturgeschichte des Weines wird von den ältesten Weinfunden in China über die nahöstlichen und biblischen Referenzen bis hin zum römischen Weinanbau an der Mosel von ausgesprochen exzellenten Kennern in sieben Beiträgen exemplarisch dargestellt. Die drei ausgewählten Regionen sind ausgezeichnete Beispiele für die Geschichte des Weinanbaus in der Antike. Die Bedeutung des Weins hat sich dabei in religiösen und liturgischen Handlungen unterschiedlichster Religionen Asiens und Europas niedergeschlagen. Nirgendwo sonst in der Alten Welt hat religiöser Wandel dem Weinbau mehr zugesetzt als in Nordafrika und dem Nahen Osten. Schlagartig war der Weinbau in den Hauptweinbaugebieten des römisch-byzantinischen Reichs dem Niedergang geweiht, nachdem um die Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. in der Nachfolge des Gesandten Allahs die Kalifen die Kontrolle über diese Gebiete übernahmen.
In einem zweiten Abschnitt werden in drei Abhandlungen die gesundheitlichen Aspekte des Weins behandelt. Neben neueren Forschungen zum Wirkzusammenhang von Weininhaltsstoffen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit wird auch für Nichtmediziner in verständlicher Form unter anderem auf Medizinalweine – damals und heute – eingegangen. Nicht nur in der Antike waren sie bekannt und wurden zur Heilung bestimmter Krankheiten eingesetzt, auch noch im Mittelalter wurden sie bei uns verabreicht. Medizinalweine haben auch heute noch in der traditionellen chinesischen Medizin ihre Bedeutung und können über eine 5.000 Jahre alte Geschichte zurückverfolgt werden. Ein Beitrag über mögliche Gefährdungen eines übermäßigen Weingenusses rundet diesen Abschnitt ab, der aber auch auf die Frage eine Antwort zu geben versucht, ob Weinkonsum gesundheitsgefährdend oder -fördernd ist.
In einem weiteren Abschnitt werden Beiträge zu Weinbau und Önologie abgedruckt. Technischer Fortschritt, Klimawandel aber auch Verbraucherwünsche sind Triebfedern für eine Fortentwicklung im Anbau und der Önologie. Hier wird ein breites Spektrum möglicher Verbesserungen der Weinqualität aufgezeigt, von Züchtungserfolgen bis hin zur Optimierung bei der Weinherstellung.
In einem abschließenden Beitrag werden Zukunftsthemen in der Weinproduktion angesprochen. Besonders der internationale Wettbewerb beeinflusst in starkem Maße den Einsatz neuer Verfahren. Die neuen Märkte in Asien können unmöglich den Rückgang des sinkenden Weinkonsums in den traditionellen Weinländern Spanien, Italien und Frankreich kompensieren. Dabei drängen Produktionsländer wie Indien, China, Brasilien und Thailand ebenfalls auf den globalen Markt. Man muss nicht Hellseher sein, um zu prognostizieren, dass sich die Weinbereitung in den nächsten zehn Jahren noch stärker verändern wird wie in den vergangenen.
Das Buch bietet einen sehr interessanten Lesestoff und zwar nicht nur für Profis, sondern ebenfalls für Weininteressierte und ist daher sehr zu empfehlen.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2016
Lutz-Dieter Behrendt:
Zum historischen Weinbau und Weingenuss im Deggendorfer Land.
Hrsg.: Förderverein BaierWeinMuseum, Bach a. d. Donau 2014. 64 S., mit Abb.
Schriftenreihe "BaierWeinMuseum", Nr. 17. EUR 5,-
Bezug über das BaierWeinMuseum
Sehr systematisch beginnt der Autor seine Untersuchungen, indem er bei der Spurensuche prüft, inwieweit Ortsnamen, Straßennamen und Flurnamen Hinweise auf historischen Weinbau geben. Bei seinen Studien greift er vor allem auf Dokumente aus dem Stadtarchiv Deggendorf zurück. Dabei hat er Steuerrechnungen, Stadtratsprotokolle und Briefprotokolle der Stadt sowie Salbücher und Rechnungen des Katharinenspitals ausgewertet.
Vorwiegend aus dem 16. bis 18. Jahrhundert existieren zahlreiche archivalische Dokumente, was zu erwarten war, da das späte Mittelalter die Blütezeit des Weinbaus an der Donau mit rund 2.000 Hektar war. Bei dem damals produzierten Wein, der auch Bayrisch genannt wurde, handelte es sich überwiegend um Weißwein. Zur damaligen Zeit war Wein das Alltagsgetränk der Menschen aller Schichten, aber auch oftmals Tauschobjekt und Bestandteil des Kaufpreises bei Verkäufen.
Wie in allen Gegenden trugen auch an der Donau die Klöster zur Verbreitung des Rebenanbaus und bei der Übermittlung von Erfahrungen zum An- und Ausbau bei. So ist es nicht zufällig, dass die älteste Nachricht über Weinbau in Deggendorf mit einem Kloster, und zwar mit einem Weinbergskauf des Klosters Metten aus dem Jahre 1181, verbunden ist.
Die Beschreibung der verschiedenen Weinlagen/Weinberge Deggendorfs, des dortigen Weinhandels und der Weingasthäuser nebst den Regulierungen des Weinausschanks sowie der Weinzierlzunft runden die interessante und kurzweilig zu lesende Abhandlung ab.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 2/2015
Heinz-Gert Woschek, Katrin Friedrichs, Denis Duhme:
Wein + Raum: Architektonische Konzepte zum Präsentieren, Probieren und Genießen.
Edition DETAIL, Institut für internationale Architektur-Dokumentation, München 2014. 143 Seiten.
ISBN 978-3-95553-226-0. EUR 39,-
Das aus verschiedenen Sachgebieten vereinte Autorenteam nimmt in seinem Buch die Präsentation des Kulturgutes Wein, die Verbindung von Wein und Raum, in den Focus. Denn Verkauf und Ausschank von Wein haben eine ähnlich lange Tradition wie dessen Anbau und Erzeugung.
Am Anfang quasi als Einführung steht eine kurze Chronologie von Weinverkauf und Weinabsatz von der Römerzeit bis in die Vorgegenwart. Es wird die Gründerwelle von Handelsunternehmen im 18. und noch ausgeprägter im 19. Jahrhundert dargestellt. Die maschinelle Herstellung von standardisierten Weinflaschen und die Verwendung des Korkens als Flaschenverschluss eröffneten dem Weinhandel völlig neue Perspektiven. Der Fokus ist bei dieser Publikation auf Räume in der Gegenwart gerichtet, in denen Weine probiert und genussvoll verkostet werden können. Es wird ausgelotet, welchen Einfluss der Raum auf die Wahrnehmung des Weines hat, wie die Sinne beeinflusst werden, wie Geruch, Geschmack, Textur und Struktur des Weines neu entdeckt werden können.
Die Bandbreite der vorgestellten Projekte reicht dabei von Verkostungsund Verkaufsräumen von Winzern in Deutschland, Österreich, Italien, Spanien und der Schweiz über ausgefallene Shopkonzepte in verschiedenen Ländern bis hin zu gelungenen Beispielen aus der Gastronomie. Der intensive Austausch der Autoren mit den Architekten und Bauherren erlaubt einen Einblick in die Entwicklung des Entwurfs: Wie haben die Ideen aller Beteiligten zusammengespielt? Welche Geschichte sollte mit der Umsetzung des Projekts erzählt werden? Welche Kunden möchte man ansprechen und wie auf sie reagieren? Weiterführende Essays erläutern, welche funktionalen Faktoren den Entwurf beeinflussen und welche Rolle Materialien, Farben, Licht und nicht zuletzt das Raumkonzept selbst bei der Verkostung von Weinen spielen.
Der Wein- und Architekturführer richtet sich nicht nur an Architekten und Gestalter, sondern bietet auch Winzern und Gastronomen Inspiration für gestalterische Lösungen – und dies auch in bestehenden Räumlichkeiten –, Weinkultur zeitgemäß zu inszenieren und Weinliebhaber damit zu faszinieren.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2015
Heinz-Gert Woschek, Denis Duhme, Katrin Friedrichs:
Wein und Architektur.
Edition DETAIL, Institut für internationale Architektur-Dokumentation, 3. Auflage, München 2014. 144 Seiten mit zahlreichen Abb.
ISBN 978-3-920034-55-3. EUR 29,90
Das aus verschiedenen Sachgebieten vereinte Autorenteam nimmt in seinem Buch die Präsentation des Kulturgutes Wein, die Verbindung von Wein und Architektur, in den Blickpunkt. Denn die bauliche Realisierung zahlreicher neuer Produktionsstätten in der Weinwirtschaft findet immer mehr Beachtung und dies nicht nur in der Weinwelt.
Von seiner Randbedeutung in früheren Zeiten rückt Bauen immer mehr in den Fokus unternehmerischer Aktivitäten. Schon bei zahlreichen Ergänzungs- und Umbauten in mittelständischen Weingütern und Kellereien stehen nicht mehr wie in früheren Zeiten allein die Kriterien rationeller und optimaler produktionstechnischer Abläufe im Vordergrund. Gleichermaßen finden visuelle Gestaltungselemente Berücksichtigung, wie z.B. optisch wirkungsvolle Inszenierungen. Damit sind diese Bauten zugleich zu Vermarktungsinstrumenten mit verschiedenen Funktionen geworden, mit denen sich die Unternehmer bewusst von dem antiquierten Erscheinungsbild früherer Generationen abkoppeln wollen.
Den 22 ausführlicher beschriebenen Projekten ist ein sehr lesenswerter, interessanter Abriss über die Geschichte der Weinarchitektur, die den Bogen spannt von der vorrömischen Zeit bis zur Gegenwart, vorangestellt.
Die Autoren präsentieren dem Leser eine Auswahl von Neubauten aus sieben verschiedenen Ländern: Spanien, Frankreich, Italien, Portugal, Österreich, Deutschland und Schweiz. Es werden Projekte unterschiedlicher Größenordnungen beschrieben, von Weingütern (unter 150.000 Flaschen) bis zu Winzergenossenschaften und Kellereien (150.000 bis 500.000 Flaschen und über 500.000 Flaschen). Bis auf eine Ausnahme handelt es sich um Baumaßnahmen, die bisher in diesem Jahrhundert fertiggestellt wurden.
Von jedem einzelnen Unternehmen wird ein Abriss der Entwicklung gegeben; es folgt die Problemdarstellung und deren Lösung, wobei das Ergebnis mehrfach bildlich mit seinen Besonderheiten dargestellt wird. Darin spiegelt sich auch in gewissem Maße die Philosophie des Weinmachers wider.
In Kurzform skizzierte weitere Kellereineubauten aus diesen Ländern, ergänzt durch Beispiele aus Griechenland und Ungarn mit Abbildungen zeigen dem Leser den Weg zu interessanten Neubauten und motivieren zum Besuch dieser.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2016