Buchbesprechungen
Wir veröffentlichen regelmäßig Rezensionen von Büchern und anderen Veröffentlichungen der Weinkultur und Weingeschichte. Wenn Sie Anregungen für Besprechungen haben, wenden Sie sich gerne an uns!
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Kessler, Marzena/Tyrell, Marcel: Der Karthäuserhof in Eitelsbach. Die Geschichte eines Weinguts. Verlag für Geschichte & Kultur, Trier, 1. Auflage 2024, 168 Seiten. ISBN: 978-3-945768-39-6. 49,00 Euro.
Die Ruwer ist ein Nebenfluss der Mosel, dessen Steillagen im Unterlauf überwiegend mit Rieslingreben bestockt sind. Die geschichtlichen Wurzeln des Weinbaus in diesem Seitental der Mosel sind bereits in einer Urkunde des 8. Jahrhunderts fassbar. Nicht ganz so weit zurück geht die Geschichte des Karthäuserhofs, über die ein Buch berichtet, das jüngst im Trierer Verlag für Geschichte & Kultur erschienen ist. Die mit zahlreichen Abbildungen und aufschlussreichem historischen Kartenmaterial versehene Schrift umfasst 167 Seiten. In zehn Kapiteln wird die Historie des Weingutes aufgeblättert, die über weite Strecken eine Erfolgsgeschichte ist, aber auch ihre dunklen Seiten hat. Das sind die Wirrungen der 1920er bis 1940er Jahre, womit hauptsächlich die Auseinandersetzung um den Vertrieb leicht gezuckerter Weine des Jahrgangs 1922 außerhalb der Weinversteigerungen gemeint ist und vor allem die Mitte der 1980er Jahre strafrechtlich verfolgte Weinfälschung durch Nachverbesserung fertiger Weine mittels Zusatz von Saccharose. Personelle Konsequenzen blieben nicht aus. Im vorletzten Kapitel lässt sich studieren, welche Effekte die unter der Regie von Christoph Tyrell (Winzer des Jahres 1997 und 2005) begonnene Neuausrichtung des Weingutes hat, welches Potential in den Böden steckt, die jetzt biodynamisch bearbeitet werden und wie groß die wiedergewonnene Anerkennung der Fachwelt ist. 2012 übernahm Albert Behler. Das Weingut Karthäuserhof ist Mitglied im VDP.
Die Anfänge des Klostergutes lassen sich bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zurückverfolgen. Eine auf den 29. August 1335 datierende Schenkung des Trierer Kurfürsten und Erzbischofs Balduin von Luxemburg, mit der der Hof Ysilspach (Eitelsbach) samt seinen Weingärten den in Trier ansässigen Kartäusern übereignet wird, legt den Grundstein für das noch heute existierende renommierte Weingut und seine Monopollage Karthäuserhofberg. Es beginnt eine lange Geschichte der klugen Zukäufe und Tauschgeschäfte. Bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts ist der dauerhafte Fortbestand des Guts als eine zusammenhängende Einzellage garantiert. Im Zuge der französischen Revolution verliert der Kartäuserorden seinen Besitz. Die Ferme dite Karthäuserhof, wie es in einer Liegenschaftskarte von 1813 heißt, wird zunächst von der Domänenverwaltung verpachtet und schließlich 1811 versteigert. Der Trierer Kaufmann und Immobilienhändler Valentin Leonardy erhält den Zuschlag. Er wechselt die Profession und „entwickelt sich mit großem persönlichen Engagement zu einem wahren Winzer“. In der langen Reihe von Repräsentanten der Eigentümerfamilien ist er bei weitem nicht der Einzige, der fachfremd startet. Die Geschäfte liefen, begünstigt durch die Zollpolitik der neuen, preußischen Landesherren, anfänglich so gut, dass das Weingut bereits 1822 als abbezahlt verbucht werden konnte. Der Grundbesitz wurde im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts, wie eine Sammlung von 84 Kaufverträgen im Hausarchiv des Hofs dokumentiert, trotz der nicht mehr ganz so günstigen Rahmenbedingungen kontinuierlich erweitert. In den 1860er Jahren befindet sich das Weingut unter der Führung von Karl Wilhelm Rautenstrauch (1828 – 1896), der seine Weine auf den Weltausstellungen in London (1862) und Wien (1873) präsentiert, „auf dem Weg zu Weltruhm“. Die Abkehr vom „gemischten Satz“ und der durch günstige klimatische Bedingungen geförderte Umstieg auf reinen Rieslinganbau ab der Mitte des Jahrhunderts waren Treiber dieser Entwicklung. Die erste Auslese wird bereits 1865 erzeugt. Der kommerzielle Erfolg bleibt nicht aus: 1882 erzielt das Weingut für ein Fuder Riesling Auslese aus der Lage Kronenberg 3000 Mark, was in etwa der Kaufkraft von 23.000 Euro entspricht. Ab Mitte der 1920er Jahre gelingt den Erzeugern die Vermarktung der eigenen Weine in Flaschen. Auf dem Karthäuserhof werden 1934 im Direktvertrieb mehrere Hundert Flaschen an Privatkunden verkauft. „Der Übergang zum modernen Weinhandel war damit vollzogen“. Das Etikett mit der rebenumkränzten Meerkatze im Abtswappen der Kartäuser, welches bereits die älteste, noch erhaltene Flasche (mit Wein des Jahrgangs 1893) ziert, verdient allerdings besondere Beachtung: Die traditionelle Halsschleife der Weine vom Karthäuserhof hat den gleichen besonderen Blauton, der seit 1839 den Markenauftritt des Eau de Cologne 4711 begleitet.
Die vorliegende, detailreiche und flüssig geschriebene Geschichte des Weingutes Karthäuserhof ist von Marzena Kessler und dem als Winzer ausgebildeten, heute in der universitären Forschung und Lehre tätigen Wirtschaftswissenschaftler Marcel Tyrell verfasst. Marzena Kessler, die zuvor das auch für die allgemeine Geschichte des Weinbaus im Ruwertal und der Vermarktung seiner Gewächse ergiebige Hausarchiv des Karthäuserhofs gesichtet und geordnet hat, ist Bauhistorikerin. Auch solche Leser, die bisher eine detaillierte Beschreibung und Einordnung der im Original erhaltenen, historischen Ausstattung des Gutshauses und des auch im Übrigen bedeutenden, denkmalwerten Baubestandes vermisst haben, kommen auf ihre Kosten. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis rundet den reich illustrierten und sorgfältig lektorierten Band ab.
Peter Schuh, Trier
Konsortium Südtirolwein (Hg.): Wein in Südtirol – Geschichte und Gegenwart eines besonderen Weinlandes. Athesia Buch GmbH, Bozen. 520 Seiten; ISBN: 978-88-6839-696-1. 55,00 Euro. Erscheinungsdatum: 13.03.2024.
Wer eine Buchrezension schreibt, sollte eine kritische Distanz wahren können. Ich gebe zu, es fällt mir in diesem Fall schwer. Warum? Als junger Generalsekretär war ich sehr häufig in Südtirol, weil wir – die Vertreter deutschsprachiger europäischer Weinbaugebiete – uns regelmäßig in Bozen trafen, um die europäische Weinbaupolitik zu beraten. Nach den intensiven Sitzungen diese einzigartige Weinbauregion erleben zu dürfen, war einfach wunderbar. Warum noch? Die Begeisterung über die Haptik, die Graphik, das Virtuelle dieses Buches. Sie, die potenziellen Leser können es noch nicht nachempfinden, aber wenn Sie die wunderbaren, großformatigen Fotos in diesem Buch gesehen haben, dann wissen Sie, was ich meine. Warum so begeistert? Weil ich zu der Generation Buchliebhaber gehöre und weil ich deshalb ein wenig neidisch werde, dass wir in Deutschland seit vielen Jahren kein derartiges Buch über unsere Weinkultur mehr zustande gebracht haben; während vor wenigen Jahren Österreich es fertiggebracht hat und nun auch Südtirol.
Schauen wir in das Inhaltsverzeichnis: Wir finden fünf große Abschnitte: Erstens das Thema Raum und Natur: Kleines Land, vielfältige Lagen. Zweitens Weinbau im Wandel der Zeit: Lernen und Erfahrung sammeln – 2.500 Jahre lang. Drittens Produktion und Konsumation: Der lange Weg von der Rebe ins Glas. Viertens Der Wein in Kunst, Kultur und Gesellschaft: Mensch und Wein. Fünftens Forschung, Beratung, Verbände: Hier lebt man Wein. Bereits diese Überschriften machen neugierig. Obwohl mich alle Abschnitte ansprechen, schaue ich – mit der Perspektive unserer Gesellschaft – als erstes auf den zweiten Abschnitt: Weinbau im Wandel der Zeit. Ich gehe eine Wette ein, dass unser GGW-Präsident Andreas Otto Weber aufgrund seiner wissenschaftlichen Studienthemen als erstes das Kapitel „Guter Wein aus dem Süden – Weingüter süddeutscher Klöster“ von Josef Nössing lesen wird. Wollen Sie wissen, worauf ich mich stürze? In diesem Abschnitt finden sich drei Beiträge von Helmuth Scartezzini: Spuren aus fast zwei Jahrtausenden – Von den Römern bis ins 18. Jahrhundert; Aufstehen, Krone richten, weitermachen – das für den Weinbau turbulente 19. Jahrhundert; Ein waschechter Bozner – Der St. Magdalener; Ein Weißer im Rotweinland – der Terlaner; Hochalpin bis mediterran – Die Weinbaugebiete Südtirols (gemeinsam mit Monika Unterthurner). Helmut Scartezzini war damals bei unseren weinbaupolitischen Besprechungen als Vertreter Südtirols dabei. Ich hatte seit vielen Jahren nichts mehr von ihm gehört. Ganz im Gegensatz zu Ivo Maran, unserem GGW-Beiratsmitglied, der ebenfalls an mehreren Beiträgen des Buches beteiligt ist: Deutsch? Italienisch? Oder doch ein bisschen von beiden? Einflüsse auf Weinbau und Önologie in einer Grenzregion; außerdem: Vom Massenprodukt zum Charakterwein (Coautor Stefan Morandell); zudem: Erst ausschenken, dann zahlen – der Weinhandel auf den Jakobipreis (mit dem gleichen Coautor); Wie schmeckt der Fortschritt – Erste Weinverkostungen im 19. Jahrhundert (mit dem gleichen Coautor).
Für mich ist das Buch eine Reise in die Vergangenheit, verbunden mit wunderbaren Erinnerungen, aber auch in die Zukunft, denn es macht Lust, den nächsten Südtirol-besuch zu planen. Zum Beispiel nach Mölten in die höchstgelegene Sektkellerei, Josef Reiterer, ein Pionier der handwerklichen Spitzensekte gibt mit seinem Beitrag prickelnde Besonderheit – die Sektproduktion in Südtirol einen Anstoß für dieses Reiseziel. Wein und Sekt, das ist keine rationale, sondern eine hochemotionale Weinkulturgeschichte. Südtirol und dieses Buch sind bestens geeignet, sich diesem Erlebnis hinzugeben. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die Autoren auch kritisch die eigene Geschichte analysieren, Tacheles reden bzw. schreiben. So zum Beispiel, wenn Eduard Bernhart von Krisen, Kriege und ein Paradigmenwechsel – Die Weinwirtschaft von 1900 bis heute oder von den Sturen, Querdenkern und Pionieren im biologischen und biodynamischen Anbau schreibt. Die Autoren beherrschen die Kunst, die Leser mitzunehmen, kritisch und emotional, zu letzterem tragen die Fotos aus heutigen und vergangenen Zeiten bei. Man mag es mir nachsehen, dass ich mit besonders großem Interesse im 5. Abschnitt „Hier lebt man Wein – Forschung, Beratung, Verbände“ gestöbert habe und nochmals voller Bewunderung nachgelesen habe, wie die Branche zusammengestanden ist, um das Weinbaugebiet qualitativ nach oben zu führen. Ich kann nicht alle 42 Autoren würdigen, aber zwei Namen müssen doch noch oder nochmals erwähnt werden: Eduard Bernhart, der als Direktor des Weinkonsortiums die Gesamtverantwortung übernommen hatte sowie Christian Rainer, der es als Koordinator fertiggebracht hat, diese große Autorenschaft zu motivieren und zur rechtzeitigen Abgabe ihrer Manuskripte anzuhalten. Einen Sack Flöhe zu hüten, soll eine vergleichsweise einfache Aufgabe sein. Insgesamt ist auf 520 Seiten ein vielfältiges Spektrum des Weinbaugebiets Südtirol entstanden. Anders gewendet – egal, welche Brille man aufhat, für jeden Begeisterten vom Südtiroler Wein und Sekt ist dieses Buch sehr empfehlenswert.
Rudolf Nickenig, Remagen
Fries, Oliver/Gerstenbauer, Lisa-Maria/Sonnleitner, Andrea/Spera, Stefan René (Hrsg.): Die vernakuläre Weinarchitektur Österreichs, Jahrbuch für Hausforschung in Österreich, Band 4 (2022). 352 Seiten; ISBN 978-3-9519895-3-2. Erhältlich zu einem Druckkostenbeitrag von 20,00 Euro (plus 6,00 Euro Versandkosten) bei Lisa-Maria Gerstenbauer (
Der 4. Band des Jahrbuchs für Hausforschung in Österreich enthält auf rund 350 Seiten die schriftlichen Zusammenfassungen von Vorträgen, die im Rahmen der 2. Verbandstagung des Arbeitskreises für Hausforschung – Regionalgruppe Österreich zum Thema Die vernakuläre Weinarchitektur Österreichs vom 22. bis 24. Oktober 2021 im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf im Südburgenland gehalten wurden. Der Band fasst den aktuellen Forschungsstand zur bäuerlich-anonymen Baukultur im Kontext von Wein- und Obstbau zusammen und widmet sich insbesondere dem Themenkreis der Kellergassen. Dabei handelt es sich um ein nicht nur auf das heutige Niederösterreich beschränktes Phänomen bäuerlicher Zweckarchitektur, die in ähnlicher Ausprägung auch in anderen Weinbaugebieten Ostmitteleuropas zu finden ist.
Das Thema der vernakulären, also traditionell gewachsenen Weinarchitektur bezieht alle Gebäude und baulichen Anlagen mit ein, die mit der Herstellung, Lagerung und Distribution von Trauben- und Obstwein auf dem Gebiet des heutigen Österreich und den angrenzenden Regionen der Nachbarländer in Beziehung stehen. Es sollen darunter rurale und anonyme Bauten verstanden werden, die nicht zum grundherrschaftlichen Eigenbetrieb gehörten. Dieser Ansatz schließt damit alle Anlagen geistlicher und weltlicher Herrschaft aus.
Aus dem Inhalt:
Oliver Fries/Thomas Schmid-Schwaigerlehner: Die vernakuläre Weinarchitektur Österreichs. Bilanz der 2. Verbandstagung des Arbeitskreises für Hausforschung – Regionalgruppe Österreich.
Gerold Esser: Die Kellergasse. Versuch einer bau- und siedlungstypologischen Gliederung.
Erich Landsteiner: Wirtschafts- und sozialhistorische Hintergründe der niederösterreichischen Kellergassen im ostmitteleuropäischen Kontext (16.–19. Jahrhundert).
Hubert Feiglstorfer: Lehm in der vernakulären Weinarchitektur in Österreich.
Erich Broidl: Funktionalität der Presshäuser in den Weinviertler Kellergassen und ihre Auswirkungen auf die Baustruktur.
Alexandra Knapp: Garben statt Reben. Zum Phänomen der Scheunenviertel in Deutschland.
Angelina Pötschner: Bauen für den Haustrunk. Das Kellerviertel Heiligenbrunn – ein Denkmalensemble im Herzen des Uhudlerlandes.
Johann Gallis/Albert Kirchengast: Das burgenländische Kellerstöckl: Mikrokosmos der Baukultur. Ein Anstoß aus gegebenem Anlass.
Astrid Kropf: Betrachtung des Presshauses aus Winten-Bergen und des Weinkellers aus Prostrum-Bergen im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf.
Maria Miggitsch: Das Kellerviertel Heiligenbrunn. Baudokumentation sowie historische und soziale Betrachtungen.
Veronika Plöckinger-Walenta: Weingartenhütten – unscheinbar, aber nicht unbedeutend.
Erich Broidl: Hauerlucken. Schutzbauten der Weinhauer im Löss.
Patrick Schicht: Winzerhäuser im niederösterreichischen Industrieviertel.
Oliver Fries: Die Presshausbauten der niederösterreichischen Kellergassen. Ein Bautypus im überregionalen Vergleich.
Elisabeth Rücklinger: Die Mostproduktion im niederösterreichischen Mostviertel, deren Presshäuser, Kellerstöckl und Kellerräume.
Hermine Ploiner: Die Kellergassen Etsdorf und Walkersdorf (Niederösterreich) – eine Quellensuche.
Marina Graser: Die Raschalaer Kellergasse: Entwicklungsprozess und Sanierung.
Wolfgang Galler: Keller und Kellergassen als Schauplatz soziokulturellen Lebens im südöstlichen Weinviertel.
Ronald Kurt Salzer: Die „Alte Geringen“ in Ketzelsdorf und die „Loamgstettn“ in Ameis – zwei niederösterreichische Kellergassen im wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Vergleich.
Václav Nečada/Jana Křivánková: Geschichte der Kellergasse von Tracht (Strachotín) in Südmähren (Tschechien).
István Vincze †: Ungarische Weinkeller.
Heidrun Schroffenegger/Hildegard Thurner: Tiefer Keller, Ansetz, Torgglkeller – Überlegungen zur Architektur der Weinkeller in der Umgebung von Bozen.
Oliver Fries/Lisa-Maria Gerstenbauer/Michael Grabner: Wie es kracht im Gebälk! Dendrochronologisch datierte Baumpressen in Niederösterreich: Ein kurzer Werkstattbericht.
Zusammengefasst: Das Handbuch enthält viele spannende Berichte – und man wird als Leser etwas traurig, dass wir nicht über ein entsprechendes Werk in Deutschland verfügen. Oder positiv gewendet: die Vorlage der v. a. österreichischen Kollegen sollte Anlass geben, über ein ähnliches Projekt bei uns nachzudenken.
Rudolf Nickenig, Remagen
Stoll, Manfred und Schultz, Hans-Reiner (Hrsg.): Das Deutsche Weinbaujahrbuch 2024. 256 Seiten, 26 Farbfotos, 41 farbige Zeichnungen, 25 Tabellen, kartoniert. ISBN 978-3-8186-2037-0. 14,95 Euro. E-Book (PDF) 11,99 Euro.
In diesem Jahr ist das 75. Deutsche Weinbaujahrbuch erschienen. Im Vorwort erinnern die heutigen Herausgeber Prof. Dr. Hans-Reiner Schultz und Prof. Dr. Manfred Stoll an die Leistungen ihrer Vorgänger, namentlich Dr. Bruno Götz, Dr. Waldemar Madel und Dr. Günther Schuft. Zutreffender Weise stellen die Herausgeber fest, dass das Deutsche Weinbaujahrbuch über all die Jahre stets durch fachlich wertvolle Beiträge geprägt war. Von Anfang an war es den Herausgebern ein wesentliches Anliegen, den Winzerrinnen und Winzern die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft und Forschung aus den verschiedensten Gebieten in kurzen Aufsätzen zu vermitteln sowie Statistiken der Weinwirtschaft, Informationen über Rebschutzmittel, branchenrelevante Anschriften etc. an die Hand zu geben. Nicht zuletzt wurden immer wieder Beiträge aus dem Bereich Weingeschichte und Weinkultur publiziert, die für die Mitglieder unserer Gesellschaft von besonderem Interesse waren.
Auch in der 75. Ausgabe werden weinhistorische Themen aufgegriffen. Außerdem werden einige Beiträge veröffentlicht, die in einem Bezug zu den jüngste Tagungsthemen unserer Gesellschaft stehen. Lutz Häfner beschäftigt sich in seinem Aufsatz mit „In den Sand gesetzt? Der Weinbau auf Sandböden als Doppelstrategie gegen die Reblaus und die Verwüstung südrussländischer Steppengebiete im 19. und frühen 20. Jahrhundert“. Gerd Götz setzt sich mit dem Anbau und Anbauverboten von Hybrid- und Amerikanersorten in der Vorderpfalz zwischen 1890 und 1955 auseinander. Er hat seinen Beitrag mit „Vetter Kilians Erbe“ überschrieben. Im Nachgang zu unserer Regensburger Tagung weisen wir gerne auf den Beitrag von Wolfgang Rüby hin: „Der Baierwein, eine Renaissance?“ Eine lesenswerte Ergänzung zu unserem Tagungsthema Klimageschichte ist der Beitrag „Bringt die globale Erwärmung ein höheres Risiko für Spätfrostschäden?“ von Plückhahn, Brömser und Janssen. Gleiches gilt für die Veröffentlichung von Töpfer und Trapp: „Klimawandel und Nachhaltigkeit führen zu einem Wandel des Rebsortenspiegels“, ein Thema, das auch während der Frühjahrstagung am Mittelrhein diskutiert wurde. Nicht zuletzt möchten wir wieder auf die umfangreichen Informationen im Anhang des Weinbau-Jahrbuches hinweisen, darunter die Anschriften der Verbände, Organisationen, Einrichtungen des Bundes und der Länder sowie der deutschen Weinmuseen.
Rudolf Nickenig, Remagen

- Ertragsrebflächen 2021
- Wein und Mosternte 2021
- Weinerzeugung Weißwein 2021
- Weinerzeugung Rotwein 2021
- Keltertraubensorten in Deutschland
- Prüfstellen für die amtliche Prüfung der Qualitätsweine und Sekte
- Weinbau-Einrichtungen des Bundes und der Länder
- Weinbau-Einrichtungen des deutschsprachigen Auslandes
- Deutschsprachige Weinbruderschaften
- Weinmuseen in Deutschland
- „Jean-Louis Berlandier, ein fast vergessener Naturforscher von Mexiko und Texas mit einem entscheidenden Beitrag zur Rettung des europäischen Weinbaus vor der Reblaus“ von Prof. Dr. Ernst Rühl, Geisenheim
- „Klimawandel im Luxemburger Weinbau – Ein Blick auf die letzten fünf Jahrzehnte“ von Dr. Daniel Molitor, Mareike Schultz und Dr. Jürgen Junk
- „In vino veritas? Weinproduktion und Weinfälschung in Russland im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert“ von Prof. Dr. Lutz Häfner, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität Bielefeld
- „70 Jahre Ausschuss für Technik im Weinbau“ von Christian Reinhold, Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL), Darmstadt