Buchbesprechungen
Wir veröffentlichen regelmäßig Rezensionen von Büchern und anderen Veröffentlichungen der Weinkultur und Weingeschichte. Wenn Sie Anregungen für Besprechungen haben, wenden Sie sich gerne an uns!
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Balthasar Sprenger:
Anleitung zur Verbesserung der Weine in Deutschland.
Neu herausgegeben mit einem Nachwort von Isolde Döbele-Carlesso. Carlesso Verlag, Brackenheim 2008 (Weingeschichte. Historische Texte. Bd. 4). 191 Seiten, 12,5 x 19 cm, Hardcover.
ISBN 978-3-939333-06-7. EUR 15,-
Das 1775 anonym erschienene Werk mit vollständigem Titel „Ausführliche getreue und bewährte Anleitung zu einer gründlichen, unschädlichen, erlaubten, dauerhaften wie auch vortheilhaften und leichten Verbesserung der Weine in Deutschland zu Verhütung aller schädlichen Weinkünste aus Liebe mitgetheilt von einem redlichen Deutschen“ wurde nun in der Reihe historischer Texte des Carlesso-Verlages wieder neu herausgegeben. Als Autor verbirgt sich der Weinbaufachmann Balthasar Sprenger (1724–1791), der von 1757 bis 1781 an der württembergischen Klosterschule der Zisterzienser in Maulbronn bei Pforzheim lebte und als Professor über Landbau lehrte. Neben seinen Büchern über Futterkräuter, Bienenzucht sowie allgemeine und ökonomische Landwirtschaft sind seine Werke über den seinerzeitigen Weinbau historisch bedeutsam und auch heute noch äußerst lesenswert. Seine umfassende dreibändige „Vollständige Abhandlung des gesamten Weinbaues“ beinhaltet z. B. ein nahezu vollständiges Verzeichnis, „welches gute und schlechte, rothe und weisse, frühe oder späte Sorten“ beschreibt. Die neu herausgegebenen „Anleitungen zur Verbesserung der Weine in Deutschland“ gliedern sich in die drei Teile „Zweck der Weinverbesserung überhaupt“, „Die zur Weinverbesserung dienliche Mittel in alphabetischer Ordnung“ und „Die Weinverbesserung selbst“ mit insgesamt sechs Kapiteln, ergänzt durch zwei Anhänge und einem Register. Beim Lesen dieses Neudruckes fühlt man sich durchaus in die heutige Welt der Weinerzeugung versetzt, nur mit anderen Begriffen geschrieben und anderen Behandlungsmitteln praktiziert. So wird bereits für jene Zeit schon darauf hingewiesen, welches die geeigneten Weinbergslagen und Weinbergsböden darstellen und warum, welche Weinstöcke und wie diese gewartet und gezogen werden müssen, aber auch welche Bedeutung die Witterung für die Erzeugung guter Trauben hat. Als heutige Definition eines Weines kann durchaus die historische Aussage gelten: „Der Wein ist ein geistiges Getränk, welches entsteht, wann der ausgepreßte Saft reifer Trauben, oder der Traubenmost in Fässern oder anderen Gefässen die erste merkliche Gährung vollendet“. Das Wort „Alkohol“ kommt im gesamten Werk nicht ein einziges Mal vor, vielleicht sollte man auch heute den Begriff „geistiges Getränk“ mehr verwenden für unseren edlen Wein. Zehn Eigenschaften werden von einem guten Wein erwartet, wobei neben Farbe, Geruch, Geschmack und Konsistenz oder Schwere u. a. auch Geistigkeit, Feuer, Subtilität, Flüchtigkeit, Durchdringlichkeit, Dauerhaftigkeit und „gesund zu trinken“ hervorgehoben werden, Begrifflichkeiten, die uns durchaus auch heute gut zustehen und detailliert besprochen werden. Zur Prüfung der Güte eines Weines werden Sinnenproben, gewisse Versuche und Erfahrungen, aber auch Nachrichten und Zeugnisse darüber empfohlen. Für eine mögliche oder nötige Weinverbesserung werden vier Hauptregeln als unwidersprechlich“ angesehen und die der Verbesserung dienlichen Mittel werden auf etwa 80 Druckseiten alphabetisch aufgeführt und beschrieben, was einem Wein-Lexikon gleichkommt. In fast didaktischer Wiederholung wird immer wieder auf die Grundsätze der Weinverbesserung hingewiesen, aber auch aufgezeigt, wie man dem deutschen Wein Eigenschaften von ausländischem Wein beibringen kann, eine frühe Art der Globalisierung anno 1775. Das alphabetische Register kann als schneller, zeitversetzter Rückblick dienen. Eine Kurzbiographie von Balthasar Sprenger und eine Zusammenstellung von Maßen aus der damaligen Zeit beschließen dieses schöne, auch heute wieder lesenswerte Buch.
Verfasser: Dr. Günter Schruft
Aus: Mitteilung der GGW 2/2009
Peter Peter:
Kulturgeschichte der deutschen Küche.
Verlag C. H. Beck, München 2008. 256 Seiten.
ISBN 978-3-406-57224-1; EUR 19,90
Mit dem Ruf der deutschen Küche stand es lange nicht zum Besten. Zu fettig und schwer, zu sparsam und unfrisch haben deutsche Gaststätten jahrzehntelang gekocht und mit blumigen Bezeichnungen ihre Kreationen „schönzureden“ versucht.
Mittlerweile ist wesentliche Besserung eingetreten. Viele Restaurants stellen besonders Kreationen aus regionalen und frischen Produkten heraus. Bio-Fleisch und Prädikatsriesling sind „in“. Das Bewusstsein, dass die deutsche Küche auch fein, erlesen und edel sein kann, kehrt allmählich zurück.
Peter Peter hat die Geschichte der deutschen Küche in Wort und Bild durch die Jahrhunderte verfolgt: von der Zeit der Germanen über die glanzvolle Kochkunst im späten Mittelalter, dem Niedergang der bürgerlichen Küche bis hin zur Renaissance der deutschen Küche in den letzten Jahren. Deutschland ist schon aufgrund der Vielfalt seiner Regionalküchen eine der spannendsten kulinarischen Nationen. Interessante Rezepte verlocken dazu, sich lesend oder kochend auf eine Reise durch Zeit und Raum zu begeben.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 1/2009
Dagmar Kreutzer, Martin Palz:
Mein eigener Weinkeller: Planen- Bauen - Lagern.
Leopold Stocker Verlag, Graz 2008. 164 Seiten;
ISBN 978-3-7020-1175-8; EUR 19,90
Wer seinen eigenen Weinkeller anlegen möchte, findet in diesem Buch alle wichtigen Informationen zum Thema Weinlagerung.
Vorangestellt wird eine umfangreiche Erörterung über die Lagerfähigkeit von Wein, über das Reifen des Weines, über seine Alterung und die Faktoren der Lagerfähigkeit. Daraus kann man schließlich ableiten, welche Weine sich nicht bzw. für eine lange Lagerung eignen, um den richtigen Genusszeitpunkt zu treffen.
Neben diesem Basiswissen über die Lagerfähigkeit des Weins erfährt der interessierte Weinliebhaber auch Wissenswertes über die richtige Lagerung, die verschiedenen Flaschenformate und deren Stapelmöglichkeiten. Es werden die diversen Materialien, die sich zum Stapeln eignen, erörtert und eine reich bebilderte Vielzahl an Varianten dargestellt.
Das Buch gibt auch eine Antwort auf die Frage, wo sich ein Weinkeller sinnvollerweise befinden sollte.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 1/2009
Walter F. Kalina:
Auf Bauer – wehr dich! Der Allgemeine Österreichische Bauernverband – die Agrarrebellen der Zweiten Republik.
Leopold Stocker Verlag, Graz 2009. 522 Seiten.
ISBN 978-3-7020-1206-9. EUR 39,90
Der in den 1950er Jahren gegründete Allgemeine Österreichische Bauernverband war der Versuch der Gründung einer „Bauerngewerkschaft“, einer überparteilichen bäuerlichen Standesorganisation. In logischer Konkurrenz zum Bauernbund und den anderen parteipolitischen Organisationen griffen die „Bauernrebellen der Zweiten Republik“ dabei immer wieder zu Demonstrationen und anderen Mitteln des politischen Aktionismus.
Die mit sehr anschaulichen Erfahrungsberichten der markanten Vorkämpfer der ersten Stunde hinterlegte Darstellung lässt die Geschichte des Bauernverbandes sehr anschaulich am geistigen Auge des Lesers vorbeigleiten, alle Höhen und Tiefen nochmals miterleben.
Als Fazit lassen sich die Ausführungen in folgendem Zitat von Roland Gittler zusammenfassen: „Echte Bauern überstanden so ziemlich alle Krisen, sogar den Dreißigjährigen Krieg und den letzten Weltkrieg.“
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 1/2009
Brigitte Jacobi:
Besen-, Hecken- und Straußwirtschaften in Württemberg, Baden, Franken, Sachsen, Thüringen, Schweiz. Besenbuch 2009.
565 Seiten; ISBN 978-3-929426-19-9; EUR 8,50
Brigitte Jacobi:
Straußwirtschaften an der Hessischen Bergstraße, in Pfalz, Rheinhessen, Rheingau, an Nahe, Mittelrhein, Mosel, Saar, Ruwer und Ahr. Straußenbuch 2009. 543 Seiten; ISBN 978-3-929426-20-5; EUR 8,50
Wetterhuhn Verlag, Lauffen am Neckar 2008.
Besen- und Straußwirtschaften haben eine lange Tradition; es gibt sie in allen deutschsprachigen Weinbaugebieten. Um 800 erließ Karl der Große das „capitulare de villis vel curtis imperii“, in dem er nach herrschender Meinung den Weinbauern erlaubte, einen Teil des eigenen Weins im Haus und zwar in den Herbst- und Wintermonaten auszuschenken. Dies zeigten die Bauern an, indem sie einen Strauß, Besen, Buschen, Kranz oder Rad vors Haus hängten. An diesem Brauch hat sich bis heute nichts geändert, sieht man darüber hinweg, dass man heute das ganze Jahr über Besen- und Straußwirtschaften besuchen kann.
In dem „Besen-“ und „Straußenbuch“ sind mehr als 1.100 selbstvermarktende Weinbaubetriebe mit eigenem Weinausschank aus allen deutschen Anbaugebieten sowie der Schweiz aufgeführt. Das Verzeichnis mit kurzer Beschreibung der Besonderheiten des Weingutes und der Restauration bietet somit jedem Interessierten einen guten Überblick über Öffnungszeiten und Anfahrtswege.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 3/2008