Gesellschaft für Geschichte des Weines

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Buchbesprechungen

Wir veröffentlichen regelmäßig Rezensionen von Büchern und anderen Veröffentlichungen der Weinkultur und Weingeschichte. Wenn Sie Anregungen für Besprechungen haben, wenden Sie sich gerne an uns!

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2008: Kalina: Auf Bauer – wehr dich! Der Allgemeine Österreichische Bauernverband

Walter F. Kalina:
Auf Bauer – wehr dich! Der Allgemeine Österreichische Bauernverband – die Agrarrebellen der Zweiten Republik.

Auf Bauer – wehr dich!

Leopold Stocker Verlag, Graz 2009. 522 Seiten.
ISBN 978-3-7020-1206-9. EUR 39,90

Der in den 1950er Jahren gegründete Allgemeine Österreichische Bauernverband war der Versuch der Gründung einer „Bauerngewerkschaft“, einer überparteilichen bäuerlichen Standesorganisation. In logischer Konkurrenz zum Bauernbund und den anderen parteipolitischen Organisationen griffen die „Bauernrebellen der Zweiten Republik“ dabei immer wieder zu Demonstrationen und anderen Mitteln des politischen Aktionismus.
Die mit sehr anschaulichen Erfahrungsberichten der markanten Vorkämpfer der ersten Stunde hinterlegte Darstellung lässt die Geschichte des Bauernverbandes sehr anschaulich am geistigen Auge des Lesers vorbeigleiten, alle Höhen und Tiefen nochmals miterleben.
Als Fazit lassen sich die Ausführungen in folgendem Zitat von Roland Gittler zusammenfassen: „Echte Bauern überstanden so ziemlich alle Krisen, sogar den Dreißigjährigen Krieg und den letzten Weltkrieg.“

Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 1/2009

2008: Jacobi: Besen-, Hecken- und Straußwirtschaften

Brigitte Jacobi:
Besen-, Hecken- und Straußwirtschaften in Württemberg, Baden, Franken, Sachsen, Thüringen, Schweiz. Besenbuch 2009.
565 Seiten; ISBN 978-3-929426-19-9; EUR 8,50

Brigitte Jacobi:
Straußwirtschaften an der Hessischen Bergstraße, in Pfalz, Rheinhessen, Rheingau, an Nahe, Mittelrhein, Mosel, Saar, Ruwer und Ahr. Straußenbuch 2009. 543 Seiten; ISBN 978-3-929426-20-5; EUR 8,50

Wetterhuhn Verlag, Lauffen am Neckar 2008.

Besen- und Straußwirtschaften haben eine lange Tradition; es gibt sie in allen deutschsprachigen Weinbaugebieten. Um 800 erließ Karl der Große das „capitulare de villis vel curtis imperii“, in dem er nach herrschender Meinung den Weinbauern erlaubte, einen Teil des eigenen Weins im Haus und zwar in den Herbst- und Wintermonaten auszuschenken. Dies zeigten die Bauern an, indem sie einen Strauß, Besen, Buschen, Kranz oder Rad vors Haus hängten. An diesem Brauch hat sich bis heute nichts geändert, sieht man darüber hinweg, dass man heute das ganze Jahr über Besen- und Straußwirtschaften besuchen kann.
In dem „Besen-“ und „Straußenbuch“ sind mehr als 1.100 selbstvermarktende Weinbaubetriebe mit eigenem Weinausschank aus allen deutschen Anbaugebieten sowie der Schweiz aufgeführt. Das Verzeichnis mit kurzer Beschreibung der Besonderheiten des Weingutes und der Restauration bietet somit jedem Interessierten einen guten Überblick über Öffnungszeiten und Anfahrtswege.

Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 3/2008

2008: Häußler: Weinbau in Altbayern. Der Baierwein einst und heute

Theodor Häußler:
Weinbau in Altbayern. Der Baierwein einst und heute.

Weinbau in Altbayern

Books on Demand GmbH, Norderstedt 2008. 444 Seiten;
ISBN 978-3-8370-4352-5; EUR 32,-

Mit unwahrscheinlich großem Fleiß und unermesslicher Ausdauer hat der Autor über viele Jahre alle ihm vorliegenden Quellen zum Thema recherchiert. Damit steht nun eine umfangreiche Materialsammlung zum „Weinbau in Altbayern“ zur Verfügung.
Leider ist es ihm nicht gelungen, römischen Weinbau in Altbayern nachzuweisen, obwohl viele Indizien dafür sprechen. Den ersten urkundlichen Nachweis, dass am Regensburger Herzoghof Weingenuss üblich war, konnte der Autor mit einem Dokument aus dem Jahre 588 führen, als der Lombardenkönig Flavius Authari auf Brautschau zum Hofe des Bayernherzogs Garibald kam. Aus den folgenden Jahrhunderten gibt es viele Urkunden, vor allem Schenkungsurkunden von Weinbergen an umliegende Klöster, so z. B. aus dem Jahre 741 an das Kloster Niederaltaich, das Herzog Odilo mit Weinbergen um den Bogenberg ausstattete oder aus 776, als das Kloster St. Emmeran in Regensburg von Herzog Tassilos Vetter Machelm Weinbergsbesitz erhielt.
Umfangreich sind die Ausführungen des Baierweins im Mittelalter, der in seiner Blütezeit zwischen 2.000 und 3.000 Hektar Rebfläche umfasste. So ist es nicht verwunderlich festzustellen, dass der Wein für alle Bevölkerungsschichten damals das Hauptgetränk war. Neben dem Wein als Hauptgetränk der Baiern werden auch der Weinbau in der Feudalherrschaft und seine Bedeutung für die Klöster beschrieben. Einen wichtigen Punkt des altbayerischen Weinbaus markiert das Jahr 1544. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch der Baierwein in die Regelung zur Erhebung einer „Tranksteuer“ in Höhe von 15 Pfennig pro Eimer Wein einbezogen.
Es folgt eine ausführliche Beschreibung des Weinbaus im Kerngebiet des Baierweins von Kehlheim bis Wörth sowie im sonstigen Altbayern. Dabei handelt es sich hier nur um Streulagen und nicht um geschlossene Rebflächen wie in fast allen anderen deutschen Anbaugebieten.
Auch dem Baierwein in Brauchtum, Kunst und Literatur ist ein eigenes Kapitel gewidmet, denn der Baierwein durchrankt üppig Religion und Kunst. Die Verehrung des hl. Urban als Winzerschutzpatron oder der Gottesmutter als Traubenmadonna prägten häufig das religiöse Leben in den Weinbauorten. Ebenso fand der Baierwein Aufnahme in der Literatur. Es entstanden prächtige Werke der Buchdruckerkunst zum Thema Weinbau wie das Weinbuch aus dem Kloster Biburg, das Regensburger Weinbuch von Christoph Kobrer von 1581 sowie das Münchner Weinbuch von Johann Rasch aus dem Jahre 1583, die neben weiteren Exponaten ausführlich beschrieben sind. Auch das Markenzeichen des Baierweins, sein „Säurereichtum“, wird in vielen Zitaten namhafter Persönlichkeiten durch mehrere Jahrhunderte dokumentiert. Warum der Baierwein weichen musste und in neuerer Zeit nur noch ein „Randdasein“ fristet, dieser Frage ist Häußler nachgegangen und hat die Gründe dafür in aller Deutlichkeit offengelegt.
Der Entwicklung des Weinbaus in den letzten beiden Jahrhunderten, seinen Schwierigkeiten und Chancen als „Regensburger Landwein“, hat der Autor die letzten Kapitel, die durch einen informativen statistischen Anhang ergänzt werden, gewidmet.
Diese altbayerische Weinchronik ist ein wichtiger Beitrag zur Kulturgeschichte Bayerns. Sie ist mit ihrem umfangreichen Orts- und Literaturverzeichnis eine Fundgrube für geschichtlich Interessierte und Weinfreunde.

Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 3/2008

2007: Patzwahl: Bewässerung im Weinbau

Wolfgang Patzwahl:
Bewässerung im Weinbau.

Bewässerung im Weinbau

Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2007. 86 Seiten.
ISBN 978-3-8001-4944-5; EUR 16,90

Die warmen und zum Teil auch trockenen Jahre des letzten Jahrzehnts haben die Diskussion über eine notwendige Bewässerung der skelettreichen und stark durchlässigen Rebstandorte in Deutschland neu entfacht. Denn eine optimale Traubenqualität, die bei Trockenstress nicht mehr gegeben ist, ist die Grundvoraussetzung für die Erzeugung von hochwertigen Weinen. Je nach betrieblicher Situation wird die Bewässerung im Weinbau als eine „Feuerwehr-Maßnahme“ bei akuter Trockenheit oder als möglichst optimiert eingesetzter Produktionsfaktor verstanden.

Das vorliegende Buch gibt mehr oder weniger ausführlich Antworten auf die Fragen, mit denen man sich im Vorfeld befassen sollte: Wasserbeschaffung, Bewässerungsverfahren, Wassermengen und Intervalle der Gaben, Rebsortenunterschiede, Kosten der Investition und der Durchführung und abschließend werden auch ökologische Aspekte im Zusammenhang mit der Bewässerung angesprochen.
Da auch die komplexen Zusammenhänge des Wasserflusses in der Rebanlage und Rebe sowie die vielfältigen möglichen Beeinträchtigungen im Stoffwechsel der Rebe bei Wassermangel und die Folgen für die Trauben- und Weinqualität behandelt werden, ist dieses Buch nicht nur für Praktiker, sondern für jeden an dieser Frage Interessierten sehr aufschlussreich und nützlich.

Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 1/2008

2007: Mangold: Trollinger & Co. Württemberger Weinkultur

Gudrun Mangold:
Trollinger & Co. Württemberger Weinkultur.

Trollinger & Co. Württemberger Weinkultur

Edition Gudrun Mangold, Heidelberg 2007. 160 Seiten.
ISBN 978-3-00-023433-0. EUR 39,90

Beim ersten Durchblättern dieses ganz offenbar mit Herzblut aufgemachten, opulent bebilderten und mit seinen zahlreichen historischen Fotos auch hübschen Bandes gewinnt man einen durchaus positiven Eindruck.

Es scheint eines jener Bücher zu sein, die sich gut als Geschenk für solche eignen, die dem Württemberger Wein zugetan sind. Der Band will aber nicht nur eine Einführung in Württembergs Weinbau, seine Weine und Geschichte sein. Als solcher lohnte er nicht mehr als eine kurze Vorstellung. Das Buch will mehr.
Bereits bei der Lektüre des Vorworts ("Anstoß") stutzt man. Hier schreibt offensichtlich jemand voller Ressentiments: von Weinliebhabern, die dummes Zeug "schwätza", von Weinjournalisten ("je wichtigtuerischer, desto offener der Kofferraum") und über Historiker. Lassen wir auf sich beruhen, wie weit die sich darin aussprechenden Vorurteile ein reales Fundament besitzen. Schwätzer gibt es überall und nicht nur Weinjournalisten sind korrumpierbar.
Aus dem Rezensenten unbekannten Gründen stellt das Buch eine Abrechnung mit der Tübinger Dissertation von Christine Krämer, "Weinbau in Württemberg. Herkunft, Einführung, Verbreitung und die Qualität der Weine vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 7), Ostfildern 2006", dar und dies im Stile dessen, was man eigentlich nicht anders denn als "Zickenkrieg" bezeichnen kann. Wenn die Verfasserin Thesen aus der von ihr kritisierten Doktorarbeit referiert, streut sie immer wieder Bemerkungen ein wie "Hoppla" (S. 127) oder "Wie bitte?" (S. 130). Ein Kapitel überschreibt sie "Doktor Trollinger oder In Vino Veritas" und bei einem Autoren, aus dessen Publikationen sie manches übernommen hat, bedankt sie sich "Chapeau (auch wenn es kein Doktorhut ist)!" (S. 159).
Worum geht es? Christine Krämer hat mit ihrer Dissertation die zweifellos bislang bedeutsamste Arbeit zur Weingeschichte Württembergs vorgelegt. Sie stellt nicht zuletzt in methodischer Hinsicht einen großen Fortschritt dar, denn Krämer kann zeigen, dass eines der großen Probleme der historischen Ampelographie die Gefahr der Verwechslung von Herkunftsbezeichnungen für Rebvaritäten mit historischen Handelsbezeichnungen von Weinen ist. Diesem Problem ist nur durch sorgsame Quellenkritik beizukommen.
Krämer vermag nun in ihrem Kapitel zum Trollinger auf Grund systematischer Quellenanalysen wahrscheinlich zu machen, dass die Rebvarietät, die heute unter dem Namen Trollinger kultiviert wird, in Württemberg und anderen deutschen Weinbaugebieten zunächst anders genannt wurde. Dabei geht sie von der italienischen Bezeichnung des Vernatsch aus, wie der heutige Trollinger in Südtirol heißt, von Schiava. Der Name leitet sich gemäß lateinischen Quellen des 12. Jahrhunderts von "slava" ab. Diese Traube war im Friaul, im Veneto und der Lombardei verbreitet. Wahrscheinlich stammt sie vom Balkan (Slawonien). Im deutschen Sprachraum ist sie im 14./15. Jahrhundert als "Schlafen" oder "Geschlafene" belegt, was sich von "slava" herleitet; auch als "Lombard", "Lambert" (im Rheingau, 18. Jh.) und "Lamper" taucht sie auf, was die lombardische Herkunft des Rebguts reflektiert. In Württemberg hieß sie meist jedoch "Welsch", was sprachlich sehr genau ein Wissen um die Herkunft außerhalb des Reiches wiedergibt.
Trollinger, d. h. "Tirolischer" Wein war indes, wie bereits mittelalterliche Zollordnungen belegen, zunächst ein Weinhandelsname. Es ist die durch Quellenbelege gut gestützte These Krämers, dass dieser Name auf die "welschen" Rotweine Württembergs erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts übertragen wurde, weil Südtiroler Weine sich eines so guten Rufs erfreuten. Das vereinzelte Zeugnis des Marcus Sitticus von Wolkenstein in seiner Landesbeschreibung Südtirols von 1600, wo er neben "Geschlaffen" und "Vernatsch" auch "Trollinger" nennt, spricht nicht gegen Krämers Grundannahme. Was damals damit bezeichnet wurde, muss unklar bleiben, hebt jedenfalls spätere Quellenbelege zur württembergischen Weingeschichte nicht auf, die den Namen noch lange Zeit nicht kennen.
Die wissenschaftlich absolut sauberen Argumentationen Krämers vermag Gudrun Mangold offensichtlich nicht nachzuvollziehen. Das zeigt ihre Bemerkung, dass "man beim Versuch, der Argumentation in Sachen Trollinger zu folgen, unsanft aus der Kurve fliegt" und dass die Dissertation einer Überarbeitung bedurft hätte (S. 130). Leitend ist für sie offensichtlich die Vorstellung, dass nicht sein kann, was nicht sein darf: Die Rebsorte Trollinger muss als solche aus Tirol stammen, auch wenn die Quellen etwas anderes sagen und Mangold sogar selbst berichtet, dass im Remstal für den heutigen Trollinger immer noch der Name "Welscher" gebräuchlich ist. Dass die Autorin meint, in der Dissertation Krämers "logische Brüche" feststellen zu können, liegt möglicherweise aber darin begründet – leider muss man es sagen –, dass ihre Lateinkenntnisse nicht ausreichend sind, um alle Quellenzitate Krämers nachvollziehen zu können; dieser Verdacht keimt, wenn man Ciceros Maxime "suum cuique" (Jedem das Seine) als "suum quique" zitiert findet (S. 120).
Die Invektiven auf Frau Dr. Krämer, die Professoren, die ihre Dissertation betreuten und begutachteten, und diejenigen, welche den Druck der Arbeit unterstützten (S. 131 werden sie alle namentlich genannt und an den Pranger gestellt), bilden jedoch nicht die einzige Front, an der Mangold kämpft. Sie will auch gegen den allgemeinen Konsens der Forschung zeigen, dass es bereits römischen Weinbau in Württemberg gab. Dabei zeigt sich erneut, dass die Verfasserin leider nicht wirklich historisch zu denken vermag und zu historischer Quellenkritik – in diesem Fall von archäologischen, d. h. monumentalen Quellen – keinen Zugang hat. Die Addition von Wahrscheinlichkeiten (die bei rechtem Licht betrachtet, nicht einmal solche sind) ergibt keine Tatsachen.
Die Reben auf der Jupitergigantensäule von Walheim (Lkr. Ludwigsburg) sagen angesichts der Verbreitung dieses ikonographischen Motivs im Römerreich nichts über antike Rebkulturen in dieser Gegend. Das im 16. Jahrhundert bei Fellbach in einer Weinbergsmauer verbaut aufgefundene Mithrasrelief dafür in Anspruch zu nehmen, "dass bereits die Römer Rebstöcke auf dem lössreichen Boden angepflanzt haben" (S. 42), ist schlichtweg unsinnig. Der 1957/58 ausgegrabene "Römerkeller" der Villa rustica von Oberriexingen (Lkr. Ludwigsburg) wird zwar gern als Weinkeller angesprochen, ist aber ein Vorratskeller gewesen. Dafür, dass dort Wein aus Württemberg gelagert wurde, gibt es keinerlei Anhaltspunkte.
Was Gudrun Mangold schlicht vergisst, ist das Verbot des Weinbaus außerhalb der italischen Provinzen durch Kaiser Domitian im Jahre 90, das erst Ende des 3. Jahrhunderts durch Kaiser Probus aufgehoben wurde. Um diese Zeit aber war Württemberg schon den Alamannen anheim gefallen. Gerade weil es gilt, dass das Verbot nicht überall streng beachtet wurde, muss die Wissenschaft für den Zeitraum seiner Geltung einen direkten Nachweis für Weinbau in den Provinzen fordern, z. B. archäobotanische Zeugnisse. Rebmesser, wie sie oft angeführt werden, sind hier z. B. ohne den metallurgischen Nachweis antiken Eisens oder eindeutiger Fundumstände unergiebig; sie wurden, was immer wieder betont werden muss, bis in die Neuzeit in einer Form verwandt, die sich seit der Antike nicht verändert hatte, und häufig in Weingärten verloren.
Dass der elbgermanische Personenverband, den wir nach einem Zeugnis vom Ende des 3. Jahrhunderts Alamannen nennen, einen römischen Weinbau fortgesetzt hätte, wie Mangold meint, ist eine vollkommen unwahrscheinliche These.
Andere Dinge, die in diesem Buch zu korrigieren bzw. zu präzisieren sind, fallen demgegenüber weniger ins Gewicht. Festzuhalten ist (S. 26), dass der Großteil des verbliebenen Tübinger Weinbaus heute im Ammertal liegt. Dort waren nicht die Zisterzienser der nahen Abtei Bebenhausen begütert – auch wenn man es gern annehmen möchte – sondern die Prämonstratenser von Obermarchtal an der Donau (S. 28). Der Beginn des Weinbaus am Neckar im Rottenburger Weggental mit dem Weinberg und dem Kelterhaus der wahrscheinlich weltweit ältesten Weinbruderschaft, den Urbansbrüdern von 1401, ist der Verfasserin offensichtlich unbekannt. Die herzoglich angeordnete Verringerung der Gewichte im Vorfeld des Aufstands des "Armen Konrad" von 1514 in Beutelsbach bedeutete nicht die Erhöhung der Verbrauchssteuer (S. 45), sondern diese war, auf Fleisch erhoben, mit der Veränderung der Gewichte zusätzlich verbunden. Dass in Neckarsulm 1855 "die allererste Weingärtnergenossenschaft" gegründet worden sei (S. 89), liest man öfters. In Wirklichkeit ist es komplizierter: 1854 wurde in Asperg und 1855 in Neckarsulm eine "Assoziation für die Bereitung und Verwertung des Weinmostes" gegründet. Genossenschaften im rechtlichen Sinne waren dies noch nicht. Dazu bedurfte es erst eines Genossenschaftsgesetzes. Das erste erließ Preußen 1867. Auf dessen Grundlage wurde als erste Winzergenossenschaft 1868 die von Mayschoß an der Ahr gegründet. Die Jahresangabe 1942 (S. 128) ist zu verbessern in 1342.
Hätte die Autorin ihre Lust auf Kontroversen gezügelt, sähe man ihr solche Schnitzer sicher eher nach und wäre der ganze Band ein durchaus recht nettes Buch. So aber ist es an vielen Stellen ärgerlich und insgesamt enttäuschend.

Verfasser: Prof. Dr. Hans Reinhard Seeliger
Aus: Mitteilung der GGW 2/2008

  1. 2007: Linsenmaier: Chronik der Fellbacher Weingärtner
  2. 2007: Körber: Das Morden ist des Winzers Lust. Pfälzer Kriminalgeschichten
  3. 2006: Krämer: Rebsorten in Württemberg
  4. 2006: Karfeld: Der Wein-Staatsanwalt

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