Lesen Sie hier die Buchrezension Prof. Dr. Manfred Stoll von der Hochschule Geisenheim zu unserer frisch erschienenen Schrift 207: Wein und Klima.
Die OIV (früher das Internationale Weinamt heute die Internationale Weinorganisation) feiert in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen. Denn am 29. November 1924 wurde nach mehrjährigen Vorverhandlungen mit der Unterzeichnung eines Abkommens in Paris ein Internationales Weinamt (Office International du Vin, O.I.V.) gegründet. Aber es konnte erst nach drei Jahren seine Arbeit aufnehmen, bis – wie im Abkommen festgelegt – mindestens fünf Länder ihre Ratifizierung hinterlegt hatten. Am 5. Dezember 1927 konnte die konstituierende Sitzung abgehalten werden. Also in drei Jahren nochmals Anlass zu feiern.
Blickt man auf die Geschichte des heutigen DWV zurück, so stößt man auf mehrere Gründungsdaten. Im September 1874 wurde der Deutsche Weinbauverein (DWV) in Trier aus der Taufe gehoben. Er wurde 1913 aufgelöst und ein Deutscher Weinbauverband (DWV) gegründet. Dieser wurde 1933 von den Nazis aufgelöst und die Weinbauvertretung in den Reichsnährstand eingegliedert. 1950 erfolgte die Wiederbegründung des heutigen DWV in Mainz. Diese wenigen Daten deuten bereits auf eine wechselvolle Vereinsgeschichte hin, an deren Aufs und Abs bereits beim letzten runden Jubiläum 1999 des DWV erinnert wurde. Die damaligen Feierlichkeiten (September 1999) fielen in eine Zeit, die geprägt war von einer Euphorie der vermeintlichen Überwindung des Ost-West-Konflikts und von der Freude über die Wiedervereinigung, auch der deutschen Winzerinnen und Winzer. Heute müssen wir uns mehr denn je bewusst sein, dass die Aufarbeitung geschichtlicher Entwicklungen von räumlichen und zeitlichen Perspektiven des Betrachters beeinflusst wird. Die aktuellen innen- und außenpolitischen Ereignisse könnten deshalb Anlass geben, die Weinbau- und Vereinsgeschichte in der NS-Zeit und den Wiederbeginn genauer unter die Lupe zu nehmen.