Schaab, Joseph (1843-1925)

Joseph SCHAAB – Fabrikant und Weinhändler 

* 14.02.1843 in Trier
† 08.01.1925 in Trier
Vater: Franz Schaab (1807–1864), Blaufärber
Mutter: Catharina Bettinger (1807–1881)
⚭ mit Maria geb. Troost (1849–1911)
6 Kinder

 

Die „Schaabs“, früher Schaeps, waren eine uralte Trierer Bürger-, Gilden- und Ratsfamilie. Einer von ihnen, Franz Schaep, war 1782 und 1784 Bürgermeister von Trier. Im väterlichen Handwerksbetrieb in Trier erlernte Joseph Schaab die Blaudruckfärberei und -druckerei. Wie es sich damals gehörte, ging er anschließend auf Wanderschaft und erlernte in den besten Pariser Häusern die maschinelle, fabrikmäßige Herstellung von Tuchen. 1868 übernahm er den Betrieb seines Vaters und erwarb in der Trierer Südallee größere Flächen zum Bau der ersten Fabrikgebäude. Seine Blaudruckfabrik gehörte zu den bedeutendsten in Deutschland, wobei dank seiner internationalen Beziehungen der Export nach Übersee in die damaligen Kolonialgebiete eine herausragende Rolle spielte. Im Inland waren seine Arbeitskleidung und Schürzenstoffe gefragt. 1897 erweiterte er seine Fabrik mit einer Dampfkesselanlage und einer Maschinenhalle, wo etwa 300 Arbeiter beschäftigt waren. Er zählte zu den reichsten Bürgern Triers und war stolz darauf, einer der größten Steuerzahler der Stadt zu sein.

Sch. war nicht nur erfolgreicher Blaudrucker, sondern auch für einige Jahre der größte Weingroßhändler in Trier. Er firmierte auch als Sektkellerei- und Weingutsbesitzer. Unter seinen Fabrikgebäuden standen Lagerkapazitäten für drei Millionen Liter Wein zur Verfügung. Der eigene Weinbergsbesitz war durchaus bedeutend, vor allem in Piesport. Bei der Weltausstellung in Wien 1912 wurden seine Weine mit höchsten Auszeichnungen bedacht. Auf Weinkarten bedeutender Restaurants, auch in der Reichshauptstadt Berlin, waren die Weine gelistet.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Blaudruckfabrik geschlossen. Die Auslandsmärkte waren verloren, die Arbeiter eingezogen, die kupfernen Druckwalzen zu Munitionsherstellung beschlagnahmt worden. Es mangelte an Rohstoffen. Die Schließung der Fabrik war unvermeidlich. Der Weinhandel hingegen konnte auch im Krieg fortgesetzt werden. Nach dem Tod von Joseph Sch. im Jahr 1924 kam es zu Erbstreitigkeiten, die das Ende der bedeutenden Weingroßhandlung beschleunigten. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Fabrik, die Weinkeller und die Wohnhäuser durch Bomben weitgehend zerstört. Das Lebenswerk des "Alten Schaab" war bis auf die Grundstücke, die Ruinen der beiden Villen und einige Trümmerhaufen vernichtet.

Quellen:

https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23603 (16.8.2021)

Kurzbiographie von Schaab, Joseph in Monz, Heinz: „Trierer Biographisches Lexikon“, Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2000

Sartor, Wolfgang: „Die Geschichte des Moselweinhandels von 1700 - 1918“, Verlag Kliomedia, Trier 2018

Urkunden aus dem Stadtarchiv Trier (02.09.2021)

 

Text:

Dr. Rudolf Nickenig, Remagen

 

Abbildungsnachweis:

Wolfgang Sartor, Traben-Trarbach

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