Haag, Wilhelm (1937-2020)

Wilhelm HAAG - Weingutsbesitzer
*07.06.1937 in Brauneberg
† 16.12.2020 in Brauneberg
Vater: Fritz Haag
Mutter: Else Haag
⚭1965 mit Ilse Sattelberger
Kinder: 2 Söhne

Als Wilhelm Haag 1957 seinen ersten Wein erzeugte, wurde er vom kritischen Vater wegen einer nicht optimalen Riesling Beerenauslese gerügt. Das war ihm für sein ganzes Leben lang eine Lehre. Und er war damit motiviert, aus jedem Jahrgang das Optimale herauszuholen. Schon zwei Jahre später wurde eine Trockenbeerenauslese vom Senior gelobt. Edelsüße Weine vom Riesling (keine andere Sorte interessierte ihn als Winzer) nahm er gern mit, wenn es ihm die Natur schenkte. Aber der Mann mit dem berühmten „eisernen“ Händedruck hatte auch viel übrig für zarte, filigrane Weine mit feiner Frucht, ebenso wie für herrlich mineralische herbe Gewächse, die eines gemeinsam hatten: ihre extreme Haltbarkeit.

„Willem“, wie ihn seine Freunde nannten, war kein Einzelkämpfer, sondern ein Teamplayer, der aber auch unbequeme Wahrheiten aussprechen konnte, unter anderem in seiner Funktion als langjähriger Vorsitzender des Großen Ring, VDP-Mosel-Saar-Ruwer. 20 Jahre lang, von 1984 bis 2004 stand er dem Verein, bei dem die Familie Gründungsmitglied ab 1908 war, vor und predigte das Rezept für Erfolg und bedeutende Weine, nämlich „Qualität, Qualität und nochmals Qualität“ (das nicht immer bei allen Mitgliedern Gehör fand). Neben dem regionalen VDP fand H. auch Zeit, sich in den Vorstand des Bundesverbandes einzubringen. Sein Wirken und sein Vorbild trugen auch dazu bei, dass sich das Image des Mosel-Weines, das vor allem in den achtziger Jahren nicht gerade optimal war, merklich verbesserte.

Weil sich H. in der Zeit des Weinwerdens oft lang im Keller aufhielt, war er froh und dankbar, dass ihm seine Gattin Ilse (Ille) für geschäftliche Belange den Rücken freihielt und dazu beitrug, dass die beiden Söhne Thomas und Oliver erstklassige Mosel-Winzer wurden. Oliver übernahm das Weingut Fritz Haag in Brauneberg, Thomas wurde für den Wiederaufbau des Weingutes Schloss Lieser vom Vater gefördert. Dieser konnte sich Jahre später über stolze Ehrungen von Medien über die Weine der nächsten Generation freuen.

Was „Willem“ besonders auszeichnete, war die immer zwar direkte, doch stets menschliche Art. Er hatte seine Prinzipien, war aber auch Menschenfreund und hatte für manches Problem anderer gute Ratschläge. Kurz vor Weihnachten 2020 verlor eine der größten deutschen Winzer-Persönlichkeiten der Nachkriegszeit den längeren Kampf gegen eine heimtückische Krankheit.

Ehrungen:
Verleihung der Goldenen Ehrennadel des Bundes-VDP
1994 erster „Winzer des Jahres“ im Wein-Gault Millau

Quellen:
Über drei Jahrzehnte Bekanntschaft mit dem Verfasser

Autor:
Rudolf Knoll, Schwandorf

Abbildung:
Familie Haag, Brauneberg

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