Bingen, Hildegard von (1098-1179)

BINGEN, Hildegard von, eigtl. von Bermersheim O.S.B., Äbtissin, Ärztin, Biologin, Dichterin und Komponistin, vom Volk als Heilige verehrt. * 1098 in Bermersheim, † 17.9.1179 in Rupertsberg bei Bingen. Va.: Hildebert, Edelfreier; Mu.: Mechthild, 10 Kinder.

Mit 8 Jahren der Reklusin Jutta von Spanheim in der Klause beim Kloster Disibodenberg/Nahe zur Erziehung übergeben, 1114 Schleier, 1136 nach Juttas Tod Magistra. Um 1150 Bau des Klosters auf dem Rupertsberg (heute Bingerbrück), 1150 Umzug des Frauenkonvents von Disibodenberg dorthin. 1160 erste Predigtreise: Mainz, Würzburg, Bamberg. 2. nach Trier und Metz. Um 1160 dritte: Boppard, Andernach, Siegburg, Köln, Werden/Ruhr. 4. Reise 1170: Maulbronn, Hirsau, Kirchheim/Teck, Zwiefalten. 1165 gründet H. in Eibingen bei Rüdesheim ein Filialkloster, das 1814 säkularisiert wurde, heute Pfarrkirche mit ihrem Grab. Seit 1904 neue St. Hildegardisabtei in den Weinbergen oberhalb Eibingen. Wein nimmt in H.s Naturkunde und Therapieanweisungen eine beachtliche Stelle ein: Wein ist Blut der Erde, verschieden nach Lage und Qualität (hunnischer ist wässrig, der fränkische edel und stark); er macht froh, hilft gegen Schwerfälligkeit an Körper und Geist, ist wertvoll für Ernährung und Verdauung, hat heilende Wirkung bei verschiedenen Krankheiten. In H.s Mystik ist der Keltervorgang symbolisch für Seelenqualen, aber auch für Christi Leiden und Tod. H.s Schriften und Briefe fanden höchste Beachtung bei Papst, Bischöfen, Kaisern, Königen und Fürsten, beim Welt- und Ordensklerus. Papst Eugen III. bestätigte auf Veranlassung des hl. Bernhard von Clairvaux den visionären Charakter von "Scivias".

Veröffentlichungen: Liber Scivias (Wisse die Wege, nach 1141), Physica, Causae et curae, Liber vitae meritorum, Liber divinorum operum etc.

Literatur: Brück, Anton: H. von Bingen 1179−1979. Quellen und Abhandlungen zur mittelrhein. Kirchengeschichte. Bd. 33, Mainz 1979. − Führkötter, Adelgundis: Quellen des Heils. Salzburg 1982 u.a. − Heinrich Schipperges: Verschiedene Schriften.

Autor: Os.