Hedwig Brüchert und Ute Engelen (Hrsg.):
Mainz und der Wein. Die Geschichte einer engen Beziehung.

Mainz und der Wein

Begleitband zur Ausstellung im Stadthistorischen Museum Mainz vom 10.9.2016 bis 27.8.2017. Schriftenreihe des Stadthistorischen Museums Mainz, Heft 10. 88 Seiten. EUR 6,-
Bezug über: Stadthistorisches Museum Mainz

Mainz zählt seit 2008, wie etwa auch Bordeaux oder Porto, zum „Great Wine Capitals Global Network“ und man rühmt sich dort gern, dass es Wein „seit der Römerzeit“ gäbe. Nun, getrunken hat man ihn damals dort sicher, aber unser früherer Vizepräsident, Prof. Michael Matheus, 1. Vorsitzender des Instituts für Geschichtliche Landeskunde in Mainz, an dem auch die Mitherausgeberin Ute Engelen arbeitet, betont in seinem weit ausholenden, detailreichen Einleitungsbeitrag über die „Weinstadt Mainz“ zu recht, dass es aus römischer Zeit keinen gesicherten Nachweis für den Weinbau in und um Mainz gibt (vgl. auch unsere Schrift 168). Erst in den frühmittelalterlichen Urkunden der Abtei Fulda, deren Gründer der Mainzer Erzbischof Bonifatius war, tauchen Belege dafür auf. Die Bedeutung von Mainz als Weinstadt liegt aber weniger in der Erzeugung von Wein auf städtischem Gebiet (in nennenswertem Umfang ist dies erst seit der Eingemeindung einiger Weinbauorte durch die Kommunalreformen der siebziger Jahres des letzten Jahrhunderts der Fall; dazu der Aufsatz von Simeon Pfeiffer). Mainz war neben Köln bis in das 20. Jahrhundert ein wichtiger Handels- und deshalb auch Lagerplatz für Wein. Der Weinhandel nahm seit dem Mittelalter immer mehr zu, wenn auch mit Schwankungen etwa durch kriegerische Ereignisse oder die sog. Kleine Eiszeit im 16. und 17. Jahrhundert, und erreichte seinen Höhepunkt im späten 19. und 20. Jahrhundert: Wie Franziska Domscheit nachweist, war der Höchststand 1870 mit 275 Weinhandlungen in Mainz, in den 1920er Jahren, nach einem vorübergehenden Einbruch u.a. in Folge des Ersten Weltkriegs, waren es 232. Daneben florierte auch die Sektproduktion (Beitrag Ute Engelen) mit über 1 Mio. Flaschen allein aus der Kupferberg‘schen Kellerei im Jahre 1900. Besonderes Augenmerk richtet der kleine Band auf die Geschichte der jüdischen Weinhandelshäuser (u.a. H. Sichel Söhne) und deren Geschick in der Zeit des Nationalsozialismus, dessen Weinbaupolitik ein eigenes Kapitel gewidmet ist (Pia Nordblom; vgl. dazu auch unsere Schrift 190; S. 44–68). Weitere Beiträge widmen sich den Mainzer Weinstuben (Matthias Dietz-Lenssen), den Mainzer Weinfesten und der Geschichte des städtischen Weinguts in Harxheim (Hedwig Brüchert), sowie verschiedenen Themen weinbaulicher oder kellerwirtschaftlicher Art (die man freilich so ähnlich auch anderswo lesen kann).
Insgesamt kommt der schmale Band etwas oldfashioned daher, was seine Aufmachung anbetrifft. Von der angestaubt wirkenden Aufmachung aber sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der Band ist informativ und lesenswert.

Verfasser: Prof. Dr. Hans Reinhard Seeliger, Rottenburg
Aus: Mitteilung der GGW 2/2017

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