Wilhelm, Aloys Friedrich (1902-1992)

WILHELM, Aloys Friedrich, Dr., Apotheker, Direktor und Professor. * 15.1.1902 in Wörth/Rhein, † 9.3.1992 in Freiburg. Va.: Friedrich Wilhelm, Drechslermeister in Wörth. verh. 1930 mit Elisabeth Schindlbeck, 1 Tochter.

Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Landau/Pfalz und Abitur 1921 nahm W. 1921−24 eine praktische Tätigkeit in verschiedenen Apotheken auf und wurde in Speyer und Neunkirchen/Saar vorexaminiert. 1924−29 Studium der Pharmazie und Botanik an der TH Karlsruhe (1924/25) sowie an den Universitäten München (1925/26) und Erlangen (1926−29). Pharmazeutische Staatsprüfung 1926, Promotion 1929 in Botanik. Nach dem Studium, bei dem auch besondere Kenntnisse in Chemie und Bakteriologie angeeignet wurden, war W. von Dezember 1929 bis Juni 1930 zunächst für chemisch-bakteriologische Untersuchungen in der Internationalen Apotheke (Dr. F. Lindner) in Karlsruhe tätig. Von Juli 1930 bis Ende August 1935 Assistent am Institut für Pflanzenkrankheiten der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn. Von September 1935 bis Ende Januar 1937 Mitarbeiter als Physiologe bei der Forschungsgemeinschaft für die Kühllagerung von Gemüse und Obst in Calbe/Saale, die zur Zweigstelle Aschersleben der Biologischen Reichsanstalt gehörte. Von Februar 1937 bis Ende März 1938 Mitarbeiter an der Zweigstelle Bernkastel-Kues der Biologischen Reichsanstalt. Im April 1938 Anstellung beim Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg, Übernahme der Botanikerstelle, 1956−67 Institutsdirektor. In den 30 Jahren seiner weinbaulichen Forschung befasste sich W. intensiv mit den Krankheiten, die durch Oidium und Botrytis verursacht werden und prüfte u.a. mit teils neuen Methoden die Wirkungsweise und den Einsatz neuer Rebschutzmittel. Als Oberleiter für den badischen Rebschutzdienst sorgte er u.a. durch regelmäßige Rebschutzaufrufe für die Umsetzung der neuesten Erkenntnisse des Rebschutzes in die weinbauliche Praxis. Auf seine Initiative geht der erste Hubschrauber-Einsatz im badischen Weinbau zurück. International bekannt wurde W. vor allem durch seine Studien über Rückgangserscheinungen der Rebe infolge eines Mangels bzw. Überschusses an den Mineralnährstoffen Kalium und Bor, woraus auch die ersten Untersuchungen über Virus-Erkrankungen und eine Virus-Symptomatologie herrührten, begleitet von Studien zur mechanischen und biologischen Virus-Übertragung. Ein besonderes kritisches Augenmerk legte W. auf die ersten chemischen Herbizide, deren Einsatz und Auswirkungen intensiv untersucht wurden. Seiner botanischen Ausbildung entsprechend interessierte er sich, neben anderen speziellen botanischen Fragen, auch für die Kälteresistenz der Rebe in Verbindung mit der Verhütung von Frostschäden. Als Weinkenner und Weinliebhaber war er stets bemüht, mögliche Auswirkungen von Düngemitteln, Rebschutzmitteln und Krankheitsbefall auf die Weinqualität zu untersuchen und zu erkennen. Unter seiner Direktion konnte ein neues Institutsgebäude errichtet und 1961 bezogen werden, womit das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg zu einer der modernsten weinbaulichen Versuchs- und Forschungsanstalt ausgebaut wurde. Neben seinen fachlichen Vorträgen war W. stets bemüht, die Fortschritte der Forschung auch in die weinbauliche Praxis umzusetzen, wozu er ungezählte Vorträge hielt und schriftliche Hinweise verfasste. 1962 wurde W. mit der Goldenen Ehrennadel, 1967 mit der Ehrenmitgliedschaft des Badischen Weinbauverbandes geehrt.

Veröffentlichungen: Hundert Jahre Oidiumbekämpfung. Deutscher Weinbau-Kalender 1952, 3, 77−80. − Stand der Botrytisbekämpfung im Weinbau. Der Deutsche Weinbau/Wiss. Beihefte, 1952, 158−172. − Zur Diagnose von Nährstoffmangelerscheinungen bei Reben. Weinberg u. Keller 2, 297-304, 1955. − Über die Wirkung von Gibberellinsäure auf Reben. Wein-Wissenschaft 14, 45-54, 1959. − Zum Auftreten der Perithecien von Uncinula necator im Freiland. Zeitschrift f. Pflanzenkrankheiten 71, 445-449, 1964. − Die Kälteresistenz der Rebe in Abhängigkeit von der Kaliversorgung. Wein-Wissenschaft 19, 505−517, 1964.

Literatur: Persönlich bekannt, Unterlagen des Staatl. Weinbauinstituts Freiburg.

Autor: Schr.

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